Die deutsche Campinbranche

HANSE Interim recherchiert: Caravaning – Frühlingsfrische und der Drang zum Urlaub mit dem mobilen Eigenheim

Caravans und Reisemobile

12,5 Milliarden Euro Umsatz. Eine Steigerung um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit der neue Rekordwert für die deutsche Campingbranche. Und das trotz – oder vielleicht sogar wegen Corona?

12,5 Milliarden Euro Umsatz. Eine Steigerung um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit der neue Rekordwert für die deutsche Campingbranche. Und das trotz – oder vielleicht sogar wegen Corona?

Seit 2013 weisen die Umsätze für das Urlaubscamping (hier nicht betrachtet ist das Dauercamping) einen steigenden Verlauf auf. Der Campingtrend hält weiter an und erreicht jedes Jahr aufs Neue ein Branchenwachstum – und das nun bereits zum siebten Mal in Folge. Auch 2020, in dem viele Branchen krisenbedingt eher mit Umsatzeinbrüchen statt Bestwerten zu kämpfen hatten, konnte der Caravan- und Reisemobil-Branche nichts anhaben. Ganz im Gegenteil: der sowieso schon stetig wachsende Markt scheint mit Corona noch einen zusätzlichen Wachstumstreiber bekommen zu haben. Zwar hinterließ COVID19 auch hier einen Fußabdruck durch unterbrochene Lieferketten und sorgte somit für ein geringeres Produktionsvolumen und einen daraus resultierenden sinkenden Umsatz bei Neufahrzeugen, dafür registrierte das Gebrauchtfahrzeuggeschäft allerdings ein spürbares Wachstum: 4,9 Milliarden Euro Umsatz, also eine Steigerung um 18,2 % gegenüber dem Vorjahr.

Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes e. V. (CIVD), ist für die Entwicklung der Branche in 2021 positiv gestimmt: „Caravaning liegt im Trend wie kaum eine andere Urlaubsform. Wir sind optimistisch, dass wir die Produktion 2021 wieder erhöhen können und auch das Exportgeschäft wieder anzieht. Unter diesen Voraussetzungen winkt ein neuer Rekordumsatz von erstmals über 13 Milliarden Euro“.

Doch woher kommt der noch größere Boom?

Betrachtet man die Urlaubssaison 2020, blickt man auf hohe Inzidenzzahlen, beliebte Urlaubsziele wurden als Risikogebiet deklariert, infolgedessen gab es Hotelschließungen und gar Grenzschließungen. Und dann war da noch die Angst vor dem Virus und der Ansteckung in später erneut geöffneten Hotels. Der Wunsch nach Urlaub blieb jedoch. Wie und wo sollte also Urlaub gemacht werden? Am besten im eigenen Land, dafür warb im letzten Jahr auch Gesundheitsminister Jens Spahn. Für viele Deutsche hieß es daher: die eigenen vier Wände mitnehmen – auch wenn das zuerst einmal die Beschaffung dieser bedeutete. Hierbei war es unerheblich, welches Freizeitmobil angeschafft wurde – ob Caravan (Anhänger ohne eigenen Antrieb) oder Wohnmobil. So wurden laut CIVD im Juli 2020 über 10.600 Wohnmobile neu zugelassen – eine Steigerung um knapp 95 Prozent, gemessen an den Juli-Zahlen aus 2019. 

Der Trend Richtung Wohnmobil lässt sich jedoch bereits aus den Zahlen der letzten Jahre erkennen: Vergleicht man den Zeitraum von 12 Monaten, zum Beispiel Mai 2017 – April 2018, sieht man bereits eine deutliche Präferenz zum Reisemobil: 43.691 Neuzulassungen gegenüber 23.440 Caravan-Neuzulassungen. Im gleichen Zeitraum Mai 2020 bis April 2021 sind die Zahlen der Reisemobil-Neuzulassungen auf 85.824 gestiegen, die der Caravans auf „nur“ 29.061.

Der Campingtourismus als unabhängige Form des Reisens scheint durch die Pandemie noch weiter vorangetrieben zu werden. „Raus aus dem Alltag“, den Urlaub nicht zuhause verbringen (müssen), aber dennoch im eigenen Reich bleiben. Die Urlaubsform gilt als kontaktarm durch die überwiegende Selbstversorgung, viele Mobile haben obendrein noch eigene Sanitäranlagen, sodass Sicherheit „in den eigenen (mobilen) vier Wänden“ garantiert ist – ohne Gefahr zu laufen, sich am vollen Frühstücks-/Abendbuffet des Hotels anzustecken. Zu erkennen ist der Branchenbeschleuniger auch an den Übernachtungszahlen deutscher Campingplätze: laut Statistischem Bundesamt kletterten die Übernachtungen inländischer Campinggäste zwischen Mai und Oktober 2020 auf knapp 31 Millionen – ein Anstieg um sage und schreibe 15 % verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.
Genau diese Entwicklungen erwarten Reise-Experten auch für dieses Jahr und rechnen mit ausgebuchten Plätzen – vor allem an Nord- und Ostsee. Der Saisonstart 2021 musste jedoch bereits verschoben werden. Viele Deutsche hatten zum eigentlichen Saisonstart im März die Hoffnung auf einen kontaktarmen Urlaub mit dem eigenen Freizeitmobil. Campingplätze und Stellplätze durften jedoch auch über die Ostertage nicht öffnen. Wann genau die Reise- und Campingsaison in diesem Jahr starten kann, ist aufgrund der aktuellen Lage und den damit einhergehenden Bund-Länder-Verhandlungen noch immer ungewiss. Durch die Einführung der Bundesnotbremse sind touristische Reisen vorerst bis Ende Juni 2021 untersagt – aufgrund der sinkenden Inzidenzwerte wollen jedoch 9 Bundesländer bereits noch im Mai die Campingsaison starten lassen, sofern die 7-Tage-Inzidenz stabil unter 100 bleibt

Fazit

Viele Deutsche suchen während der Corona-Zeit nach einer Alternative zum Urlaub trotz Reisebeschränkungen. Camping ist derzeit eine der sichersten Urlaubsformen und erfreut sich unter anderem aus diesem Grund an rasantem Wachstum und steigendem Interesse. Trotz vieler abgesagter Veranstaltungen im vergangenen Jahr gehörte die Caravan-Messe mit fundiertem Hygiene- und Infektionsschutzkonzept zu den wenigen durchgeführten Messen. Viele große Hersteller hatten Pandemie bedingt zwar abgesagt, trotzdem lockte die Messe 107.000 Besucher an und bot Freizeitmobil-Interessierten die Möglichkeit sich vor Ort von den mobilen vier Wänden zu überzeugen. 2021 soll die Messe vom 27. August bis 05. September in Düsseldorf stattfinden – und wer weiß, vielleicht dieses Jahr sogar wieder in ansatzweise gewohntem (Aussteller-)Umfang.

Ihr HANSE Interim-Team
Andreas Lau und Christian Heuermann
Geschäftsführung

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Quellen: HMC Researchabteilung, CIVD, Messe Düsseldorf, statista