Elektromobilität: Transformation der Automobilindustrie

Elektromobilität: Transformation der Automobilindustrie und unserer Mobilität – ein Einsatzfeld für Interim CROs und Interim CTOs

Mehrfach hat HANSE Interim in 2024 Einsätze seiner CROs und CTOs in der Automotivezulieferindustrie organisiert. Unsere Research-Team hat die Herausforderungen der Branche aus verschiedenen Anlässen für diese Projekte herausgefiltert und in diesem Beitrag einmal die Findings zusammengefasst.

Die Automobilbranche steht an einem Wendepunkt. Elektromobilität ist keine Vision mehr, sondern eine Notwendigkeit, um Klimaziele zu erreichen und die Mobilität der Zukunft nachhaltig zu gestalten. Länder wie China und Norwegen setzen mit innovativen Konzepten und klaren Zielen für emissionsfreie Fahrzeuge Akzente. Deutschland hingegen sieht sich wachsenden Herausforderungen gegenüber, während die Nachfrage stagniert.

Die Umstellung auf Elektromobilität erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch umfassende gesellschaftliche Veränderungen. Von politischen Entscheidungen über Infrastrukturinvestitionen bis hin zur Akzeptanz durch die Verbraucher – der Wandel ist komplex und dynamisch. Dieser Artikel beleuchtet zentrale Entwicklungen, Chancen und Hürden der Elektromobilität im globalen Wettbewerb und bietet gleichzeitig einen Einblick in die langfristigen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Was ist Elektromobilität?

Elektromobilität beschreibt den Einsatz elektrisch betriebener Fahrzeuge wie Elektroautos, E-Bikes, Elektro-Motorräder und E-Busse. Diese Fahrzeuge nutzen Energiespeicher, die hauptsächlich über das Stromnetz geladen werden.

Aktuelle Elektroautos bieten Reichweiten von 150 bis 350 Kilometern pro Ladung – ausreichend für den Stadtverkehr und Anwendungen wie Lieferdienste oder Carsharing. Hochpreisige Modelle erreichen Reichweiten von über 500 Kilometern, wobei Faktoren wie Klimaanlage, extreme Temperaturen oder Fahrverhalten die Reichweite beeinflussen können.

Eine wichtige Rolle spielt die kontinuierliche Weiterentwicklung der Batterietechnologie. Fortschritte in der Energiedichte und der Ladegeschwindigkeit können die Attraktivität von Elektrofahrzeugen weiter steigern. Ebenso ist der Übergang zu umweltfreundlicheren Batteriematerialien ein zentrales Ziel, um die Nachhaltigkeit der Elektromobilität zu verbessern.

Bedeutung der Elektromobilität

Im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren fahren Elektrofahrzeuge emissionsfrei und reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Sie sind ein entscheidender Baustein zur Erreichung globaler Klimaziele und tragen wesentlich zur Reduzierung der Luftverschmutzung in urbanen Räumen bei.

Darüber hinaus punkten sie mit niedrigeren Betriebskosten, weniger Wartungsaufwand und Vorteilen wie geräuscharmer Fahrt und hoher Lebensdauer. Fortschritte in der Batterietechnologie verstärken diese Vorteile zusätzlich. Gleichzeitig bieten Elektrofahrzeuge ein hohes Innovationspotenzial, etwa durch Integration in smarte Stromnetze oder als Energiespeicher für erneuerbare Energien.

Technologische Vielfalt in der Elektromobilität

Elektromobilität umfasst verschiedene Fahrzeugtypen, die jeweils spezifische Anwendungsfälle bedienen:

  • Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEVs): Fahrzeuge, die ausschließlich elektrisch fahren und an Ladestationen aufgeladen werden. Sie sind besonders für städtische Gebiete geeignet.
  • Plug-in-Hybride (PHEVs): Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor, die sowohl mit Strom als auch mit Kraftstoff betrieben werden. Sie bieten eine größere Reichweite und Flexibilität.
  • Hybride: Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, bei denen der Elektromotor durch Bremsenergie oder den Motor geladen wird.
  • Brennstoffzellenfahrzeuge: Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge, die ausschließlich Wasserdampf emittieren. Sie gelten als vielversprechend für Langstrecken und Schwerlastverkehr.

Die Vielfalt dieser Technologien unterstreicht die Vielschichtigkeit der Elektromobilität und zeigt, dass es keine universelle Lösung gibt. Stattdessen müssen unterschiedliche Ansätze koordiniert und gefördert werden.

Aktuelle Marktübersicht E-Mobilität

Die am häufigsten genutzten Elektrofahrzeuge in Deutschland sind batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) und Plug-in-Hybride (PHEVs).

Deutschland verzeichnete 2023 insgesamt 700.200 Neuzulassungen von BEVs und PHEVs. Damit belegt Deutschland weltweit den dritten Platz – hinter China, dem Spitzenreiter mit 7,3 Millionen verkauften Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden, und den USA mit 1,42 Millionen Neuzulassungen.

Besonders bemerkenswert ist Norwegen, wo 90 % der Neuzulassungen auf vollelektrische oder Plug-in-Hybride entfallen.

Ende 2023 gab es weltweit etwa 42 Millionen Elektroautos, von denen mehr als die Hälfte in China registriert waren. Deutschland hatte einen Anteil von 2,3 Millionen, erlitt jedoch 2024 einen Absatzrückgang von 29 %.

Anzahl Elektroautos in Deutschland
Quelle(n): Statista; KBA; ID 265995
Treiber des Wachstums

Das Wachstum der Elektromobilität wurde bislang vor allem von staatlichen Zuschüssen angetrieben. Das Elektromobilitätsgesetz (EmoG) setzt gezielte Anreize für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, indem es steuerliche Vorteile bereitstellt. Gleichzeitig motiviert es Kommunen, den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben. Zudem schafft es elektrisch betriebenen Fahrzeugen im öffentlichen Raum spezielle Privilegien, wie zum Beispiel gebührenfreie Parkplätze.

Zum anderen fördert der Bund Innovationen im Bereich Wasserstoffmobilität, die insbesondere für emissionsfreie Langstreckenfahrten und schwere Nutzfahrzeuge interessant sind und die Vielfalt innerhalb der E-Mobilität erweitern könnten.

Ein weiterer Wachstumstreiber war lange der Umweltbonus, ein finanzieller Anreiz für den Kauf von Elektrofahrzeugen. Dieser wurde 2016 vom Staat eingeführt, da Elektrofahrzeuge vor allem in der Anschaffung teuer sind. Bis zum 18. Dezember 2023 wurden E-Autos zuletzt noch mit bis zu 6.750 Euro bezuschusst. Weil dem Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung jedoch 60 Milliarden Euro fehlten, führten die daraus resultierenden Einsparungen im Bundeshaushalt 2024 schließlich zur Streichung des Umweltbonus.

Die Innovationsprämie war bis Ende 2022 eine temporäre Erweiterung des Umweltbonus, die während der COVID-19-Pandemie eingeführt wurde, um die Elektromobilität zusätzlich zu fördern. Sie verdoppelte den staatlichen Zuschuss für den Kauf von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden, um den Absatz von E-Fahrzeugen in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage anzukurbeln und ermöglichte somit eine Kaufprämie von bis zu 9.000 Euro. Auch in anderen Ländern führen staatliche Förderprogramme zu einem Nachfrageanstieg. Beispielsweise wurden im Jahr 2017 in Norwegen erstmals mehr Fahrzeuge mit Hybrid- und Elektroantrieb als mit Verbrennungsmotor zugelassen, was auf eine erhebliche Unterstützung zurückzuführen ist. Der Staat erhebt hohe Steuern auf konventionelle Autos, während beim Erwerb von sauberen Fahrzeugen keine Steuern anfallen. Zusätzlich gibt es eine niedrige Kraftfahrzeugsteuer sowie die kostenlose Nutzung von Mautstraßen und Staatsfähren. Norwegen wird ab 2025 ausschließlich abgasfreie Autos verkaufen.

Herausforderungen der Autoindustrie

Die deutsche Automobilindustrie steht derzeit vor zahlreichen Herausforderungen, die den Übergang zur Elektromobilität und einer nachhaltigen und flächendeckenden Verbreitung erschweren.

Die Akkus verlieren aktuell nach ca. 8 bis 10 Jahren an Kapazität und werden somit für den Fahrzeugbetrieb unzureichend. Bislang werden sie dann als unbrauchbar angesehen und folglich entsorgt.

Die Entsorgung und Wiederverwertung dieser Batterien stellt dabei sowohl eine ökologische als auch eine ökonomische Herausforderung dar, da dabei wertvolle Ressourcen verloren gehen und hohe Umweltkosten entstehen. 

Auch die unzureichend ausgebaute Ladeinfrastruktur wird in Deutschland trotz eines beschleunigten Ausbaus von potenziellen Käufern weiterhin als ungenügend wahrgenommen. Gerade in ländlichen Regionen findet man auf Dörfern oft nur eine, oder sogar keine, Ladestation.

Dabei ist eine flächendeckende Ladeinfrastruktur entscheidend um den Menschen den Umstieg auf E-Mobilität zu ermöglichen.

Die Automobilindustrie steht vor signifikanten Hürden:

  • Batterierecycling: Nach 8 bis 10 Jahren verlieren Batterien an Kapazität und werden oft entsorgt, was Ressourcen verschwendet und Umweltkosten verursacht.
  • Ladeinfrastruktur: Trotz Fortschritten ist die Infrastruktur in Deutschland, insbesondere in ländlichen Regionen, unzureichend.
  • Hohe Anschaffungskosten: Elektroautos sind teurer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, was durch auslaufende Förderungen verstärkt wird.
  • Marktdynamik: Deutsche Hersteller wie Volkswagen kämpfen mit der Konkurrenz aus China, die kostengünstige und technologisch fortschrittliche Modelle bietet.

Seitens der KäuferInnen sind nach wie vor die hohen Anschaffungskosten eine Herausforderung, die den Markt vor allem in Anbetracht ausgelaufener Prämien aktuell dämpft.

Deutsche Autohersteller wie Volkswagen haben Schwierigkeiten, mit der aktuellen Dynamik des Marktes Schritt zu halten. Insbesondere das Fehlen eines wettbewerbsfähigen, kostengünstigen E-Modells hat VW ins Hintertreffen geraten lassen.

Erwartungen der Marktentwicklung

Das Ende von nationalen Förderprogrammen und die damit sinkende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sowie technologische Rückschritte setzen die deutsche Automobilindustrie unter Druck, während der internationale Markt – insbesondere in China – weiterhin stark wächst.

Stromtankstelle
Gerade in ländlichen Regionen gibt es einen großen Nachholbedarf für den Ausbau einer hinreichenden Ladeinfrastruktur.

Chinesische Hersteller wie BYD dominieren durch kostengünstige und technologisch fortschrittliche Modelle, was deutschen Unternehmen wie VW und Ford zunehmend Schwierigkeiten bereitet. VW plant Werksschließungen und den Abbau von zehntausenden Stellen in Deutschland, während Ford bis Ende 2027 ebenfalls etwa 4.000 Arbeitsplätze in Europa streicht, 2.900 davon allein in Deutschland. Beide Unternehmen reagieren somit auf sinkende Verkäufe von Elektrofahrzeugen bei gleichzeitig wachsendem Wettbewerb.

Es fehlt an erschwinglichen E-Modellen und klaren politischen Rahmenbedingungen, was die Transformation erschwert.

Der deutsche Automobilmarkt steht damit vor der Herausforderung, flexibler und innovativer zu werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben, während zugleich massive Arbeitsplatzverluste drohen.

Auswirkungen hat die derzeitige Situation auch auf die Deutsche Zulieferindustrie, die stark von der Produktionsleistung und den strategischen Entscheidungen der Autohersteller abhängt. Große Unternehmen wie Bosch, Continental und Schaeffler sehen sich aktuell gezwungen, tausende Stellen abzubauen. Auch Mittelständler wie Gerhardi Kunststofftechnik mussten kürzlich aufgrund von hohen Energiekosten und Transformationsdruck Insolvenz anmelden.

Auch in den USA gibt es Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft der Elektromobilität. Medienberichten zufolge plant die neue Trump-Regierung, Klimaschutzmaßnahmen wie strengere Effizienzstandards und den Steuernachlass von 7.500 US-Dollar für Elektrofahrzeuge zurückzunehmen. Dies könnte die Dynamik des E-Auto-Marktes bremsen. Während Tesla-Chef Elon Musk bereits technologisch führend ist und somit einen Vorteil für sein Unternehmen sieht, sind Konkurrenten wie GM und Ford deutlich stärker auf Subventionen angewiesen, um die Programme ihrer Elektrofahrzeuge auszubauen.

Wer wird künftig von der E-Mobilität profitieren?

Für die einst großen deutschen Autohersteller sieht die Lage derzeit eher schlecht aus.

  • Vom Boom der Elektromobilität werden vor allem die Unternehmen profitieren, die frühzeitig auf diese Technologie gesetzt haben. Hersteller wie Tesla oder BYD sind Marktführer und ernten bereits die Früchte ihrer Pionierarbeit.
  • Unternehmen, die in neuartige Technologien wie Batterien, Ladeinfrastrukturen, intelligente Fahrzeugsoftware oder innovative Materialien investieren, sind auch aus der Zulieferindustrie gut aufgestellt, um von dem Boom zu profitieren.
  • Darüber hinaus bietet die Erforschung nachhaltiger Produktionsmethoden und Recyclingtechnologien weiterhin Profitmöglichkeiten, da der Fokus auf umweltfreundlicheren Lösungen und Kreislaufwirtschaft wächst.
  • Unternehmen, die diese Trends rechtzeitig aufgreifen, können langfristig einen Wettbewerbsvorteil erzielen und von der steigenden Nachfrage nach E-Mobilitätslösungen profitieren.
Fazit

Die aktuelle Krise bei Volkswagen, einem der größten deutschen Autobauer, verdeutlicht die Schwierigkeiten traditioneller Hersteller im Wandel zur Elektromobilität. Überkapazitäten und eine schwächende Nachfrage zwingen VW dazu, Produktionskürzungen vorzunehmen. Gleichzeitig setzt der Druck durch chinesische Wettbewerber unter Zugzwang, da diese Hersteller kostengünstige und technologisch ausgereifte Modelle anbieten. Die Situation bei VW zeigt exemplarisch, wie wichtig Flexibilität, Innovation und kosteneffiziente Produktion für die Zukunft der Branche sind.

Auch in den USA ist derzeit unsicher, wie sich die Wirtschaft und die Elektromobilität weiterentwickeln werden. Dennoch ist die Elektromobilität ein entscheidender Weg in eine nachhaltigere Zukunft. Trotz der Herausforderungen ist der Wandel zu Elektrofahrzeugen unerlässlich, um globale Klimaziele zu erreichen und eine zukunftsfähige und nachhaltige Mobilität zu sichern.

Die Transformation zur Elektromobilität ist eine entscheidende Maßnahme für eine nachhaltige Zukunft. Hersteller und Zulieferer, die flexibel und innovativ agieren, werden in der Lage sein, sich an die Marktveränderungen anzupassen und von der steigenden Nachfrage zu profitieren.


Wie können wir alle gemeinsam dazu beitragen, die Elektromobilität voranzutreiben und eine nachhaltige Mobilität für kommende Generationen zu schaffen?

Mit herzlichen Grüßen 
Ihre HANSE Interim-Geschäftsführung
Andreas Lau

6 Kommentare zu „Elektromobilität: Transformation der Automobilindustrie und unserer Mobilität – ein Einsatzfeld für Interim CROs und Interim CTOs“

  1. Vielen Dank für die gute Zusammenfassung der Situation!
    Wie können wir dazu beitragen die Elektromobilität voranzutreiben? –> Selber auf BEVs umsteigen und unsere Kunden von den Vorteilen von BEVs als Geschäftsautos überzeugen.
    Ein weiterer Aspekt, sehr im Sinne der Nachhaltigkeit, wird die Deutsche Automobil-Szene gravierend treffen: BEVs müssen deutlich seltener in die Werkstatt und es fallen viel weniger Wartungskosten an. Ein BEV benötigt kein Motor- und Getriebeöl, sehr viel weniger Bremsbelege etc. . Damit bricht der Automobilindustrie ein wichtiger, sehr lukrativer Geschäftszweig ein. Wer diesen Wandel nicht vordenkt und rechtzeitig Transformationen einleitet, wir den Wandel nicht überstehen. Das ist wie mit den Roll-Filmen der alten Fotokameras (die Älteren von uns werden sich noch daran erinnern 😉 ) . Die braucht auch kein Mensch mehr.

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    1. HANSE Interim Admin

      Lieber Herr Wölper, vielen Dank für Ihren Kommentar und die spannenden Anregungen!

      Ihr Punkt, dass BEVs durch ihren geringeren Wartungsbedarf ein zentraler Aspekt der Transformation sind, ist absolut richtig. Weniger Verschleißteile, kein Ölwechsel und geringerer Wartungsaufwand bringen zweifellos Vorteile für die Verbraucher. Gleichzeitig bedeutet das eine gravierende Veränderung für Werkstätten und den After-Sales-Bereich der Automobilindustrie. Das „Ökosystem Auto“, wie wir es kennen, wird sich durch diese Veränderungen stark wandeln.

      Ihr Vergleich mit den Rollfilmen ist treffend: Wer nicht frühzeitig auf digitale Alternativen gesetzt hat, wurde vom Markt verdrängt. Ähnlich ist es jetzt in der Automobilindustrie. Unternehmen, die diesen Wandel vordenken und sich auf neue Geschäftsfelder konzentrieren, wie beispielsweise Softwarelösungen, Ladeinfrastruktur oder das Recycling von Batterien, werden die Nase vorn haben.

      Was den Umstieg auf BEVs betrifft, so können Unternehmen durch ihre eigene Flottenpolitik ein wichtiges Signal setzen und den Markt aktiv mitgestalten. Es ist beeindruckend, wie viel Einfluss durch bewusste Entscheidungen auf Seiten von Unternehmen und Konsumenten ausgeübt werden kann. Gemeinsam lässt sich dieser Wandel gestalten – für eine nachhaltigere und zukunftsfähige Mobilität.

      Was denken Sie: Wo sehen Sie die größten Chancen für Werkstätten und Zulieferer in dieser Transformation?

      Mit besten Grüßen
      Andreas Lau

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  2. Guten Tag,
    ich habe bereits 2018 den unten angefügten Text geschrieben, aus meiner Sicht haben die OEMs und Zulieferer die Entwicklung verschlafen.
    Viele Grüße
    Dirk Volkmann
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    Thesen zur Automobilindustrie der Zukunft

    Der Anteil der E-Mobilität wird stark ansteigen, in Verbindung mit Car-Sharing und dem autonomen Auto führt dies zu sinkenden Fahrzeugzahlen in Ballungsbieten, Studien gehen langfristig von – 90% aus. Die Wechselrate des Fahrzeugbestandes liegt derzeit bei 5%, durch regulatorische Änderungen und den Druck der Öffentlichkeit wird diese Rate steigen.

    Der befürchtete Stromkollaps bleibt aus: alle PKW in Deutschland fuhren 2015 zusammen 636 Mrd. km. Bei einem Strombedarf von 18 kWh/100 km braucht man 115 Mrd. kWh, um alles elektrisch zu fahren – das sind 18 % der erzeugten Strommenge und ca. das doppelte der exportierten Strommenge. Klingt nicht wie ein unlösbares Problem.

    Der Anteil der Fahrassistenzsysteme im Auto wird weiter steigen und führt zu höheren Anforderungen an das Thema Qualitätsmanagement und Software. Anforderungen die zukünftig nur von den großen Zulieferern erfüllt werden können.

    China ist derzeit größter Markt für E-Autos (und Busse), sechs von zehn E-Auto OEM’s sind dort ansässig (BYD, SAIC, FAW, Geely, BAIC, Dongfeng). Die Chinesen unternehmen große Anstrengungen den Batteriemarkt (analog zum PV-Markt) zu beherrschen.

    Sofern sich in deutschen Ballungsräumen die selbstfahrenden, elektrischen Autos, die nicht mehr individuellen Personen gehören, durchsetzen spielt die Marke keine Rolle mehr. Dies ist eine ernsthafte Bedrohung für die deutschen OEM’s und eine Chance für die Chinesen.

    Die großen OEM‘s werden in näherer Zukunft gezwungen sein ihre Wertschöpfungskette und ihr Portfolio fundamental zu ändern, die kleinen Zulieferer (Tier2, Tier3) sind das letzte Glied in der Kette. Zulieferer müssen sich so schnell wie möglich unter hohem Kostenaufwand mit neuen Technologien zu beschäftigen, sonst stehen sie in 5 bis 10 Jahren vor dem Nichts. Nur 40% der Unternehmen sind sehr gut bis gut vorbereitet. 2/3 der der Technik im Fahrzeug stammt bisher von Zulieferern, vier von fünf Zulieferern müssen in den nächsten Jahren mit Markteinbrüchen von bis zu 30% rechnen. Viele, aber nicht alle Unternehmen haben in den letzten Jahren bilanziell vorgesorgt.

    Die Anzahl der Werkstätten wird sich um ca. 2/3 verringern, da der Ersatzteil- und Servicebedarf aufgrund der stark verringerten beweglichen Teile im Auto (42 größere Bauteile und Module im E-Auto entfallen vollständig: z.B. das Getriebe; 200 Teile im E-Motor vs. 1.400 im ICE). Da die Autohersteller derzeit 80% ihres EBIT über E-Teile und Services erwirtschaften steigt der Preisdruck auf die Zulieferer weiter an.

    Big Data: die Erfassung, Analyse und Übermittlung der während der Fahrt gewonnen Daten kann für die Autohersteller zu einer zusätzlichen Einnahmequelle werden, im Hintergrund lauern aber auf Big Data spezialisierte Unternehmen und die großen Internet-Konzerne.

    Kampf um Patente: im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren wurden zwischen 2012 und 2016 fast 1.200 Patente registriert, an erster Stelle Audi (223), an zweiter Stelle Google (221)! Auf den weiteren Plätzen BMW, Daimler, GM, VW, Apple, Facebook, Microsoft, Amazon und Uber.

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    1. HANSE Interim Admin

      Lieber Herr Volkmann,

      vielen Dank, dass Sie Ihre spannenden Thesen mit uns teilen. Ihr Text aus 2018 zeigt beeindruckend, wie früh Sie viele der zentralen Herausforderungen und Entwicklungen der Automobilindustrie erkannt haben – von der Dominanz des chinesischen Marktes über die Transformation der Zulieferindustrie bis hin zur Rolle von Big Data.

      Besonders interessant finde ich Ihre Beobachtung zur Reduktion der Fahrzeugzahlen durch E-Mobilität, Car-Sharing und autonomes Fahren. Die prognostizierte sinkende Fahrzeuganzahl – insbesondere in urbanen Räumen – ist ein Thema, das die gesamte Branche zum Umdenken zwingt. Ihre Einschätzung, dass Marken in solchen Szenarien an Bedeutung verlieren, zeigt, wie disruptiv dieser Wandel sein könnte. Für deutsche OEMs wird es entscheidend sein, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und sich stärker auf Software, Mobilitätsdienstleistungen und datengetriebene Einnahmequellen zu konzentrieren.

      Auch Ihre Hinweise zu Zulieferern treffen den Kern der derzeitigen Probleme. Wie Sie bereits ansprechen, ist der Kostendruck enorm, und Unternehmen müssen massiv in neue Technologien investieren, um langfristig bestehen zu können. Der Unterschied zwischen den gut vorbereiteten und weniger vorbereiteten Zulieferern wird wohl darüber entscheiden, wer im Wettbewerb bestehen kann.

      Ihre Einschätzung, dass sich Werkstätten und Services radikal verändern werden, ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Hier zeigt sich erneut, dass die Wertschöpfungskette fundamental neu gedacht werden muss – und das betrifft nicht nur die OEMs, sondern die gesamte Industrie.

      Die Frage, die sich uns allen stellt, ist: Wie können wir in Deutschland rechtzeitig die Weichen stellen, um im globalen Wettbewerb nicht nur mitzuhalten, sondern auch zu führen? Ihr Text regt in jedem Fall dazu an, die Zukunftsperspektiven und Herausforderungen weiter zu durchdenken.

      Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!

      Mit besten Grüßen
      Andreas Lau

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  3. Lieber Herr Lau,
    vielen Dank für diesen interessanten und informativen Überblick zur Elektromobilität. Im Credit Risk Management sehen wir derzeit genau die von Ihnen aufgezeigten Probleme, besonders auch in der deutschen Automobilzulieferindustrie. Hier gilt es anzusetzen, damit es uns nicht so geht wie in der deutschen Solarindustrie. Einst Innovator und Trendsetter in Solar, ist Deutschland anschließend von China vollständig abgehängt worden. Selbst als Realist (und nicht als Pessimist) wird man feststellen, dass der deutschen Automobilindustrie ein ähnliches Schicksal droht. In fünf Jahren wird die deutsche Automobilindustrie eine andere sein. Hier sind die CRO’s und CTO’s gefragt Lösungskonzepte anzubieten. Keine leichte Aufgabe!
    Viele Grüße
    Günther Vornholt
    CRM R+V Allgemeine Versicherung AG

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    1. HANSE Interim Admin

      Lieber Herr Vornholt,

      herzlichen Dank für Ihren Beitrag und die wertvollen Einblicke aus der Perspektive des Credit Risk Managements. Sie sprechen einen entscheidenden Punkt an: Die Parallelen zur deutschen Solarindustrie sind ein warnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn eine Branche zwar Innovationstreiber ist, jedoch nicht rechtzeitig und strategisch auf veränderte Marktbedingungen reagiert. Ihre Einschätzung, dass die deutsche Automobilindustrie ein ähnliches Risiko trägt, ist leider nicht unbegründet.

      Die Herausforderungen, die Sie hervorheben – insbesondere in der Automobilzulieferindustrie – sind enorm. Viele Zulieferer kämpfen bereits mit dem enormen Transformationsdruck, sei es durch Kostendruck, Technologiewandel oder die Abhängigkeit von großen Herstellern, die selbst mit neuen Dynamiken zu kämpfen haben. Hier braucht es zweifellos innovative Lösungsansätze und strategische Führung, wie Sie richtig betonen. Interim CROs und CTOs können hier eine entscheidende Rolle spielen, um schnelle, praxisorientierte und nachhaltige Strategien zu entwickeln und umzusetzen.

      Es bleibt eine gewaltige Aufgabe, die Transformation so zu gestalten, dass Deutschland nicht nur wettbewerbsfähig bleibt, sondern auch langfristig eine Vorreiterrolle einnimmt – technologisch, ökologisch und wirtschaftlich. Dafür braucht es den Mut zur Veränderung, klare politische Rahmenbedingungen und vor allem Zusammenarbeit über alle Ebenen hinweg.

      Vielen Dank, dass Sie diesen wichtigen Aspekt aufgreifen! Wie sehen Sie die Rolle der Versicherungsbranche in diesem Transformationsprozess? Gibt es Ansätze, wie Sie die Industrie hierbei unterstützen können?

      Mit besten Grüßen
      Andreas Lau

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