Wie kommt das Kreuzfahrtschiff aus der Notsituation? Welche Risiken trägt der Finanzierer? Um dies zu bewerten und schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen, sind fundierte Marktkenntnisse, kaufmännisches Know-how sowie Krisenexpertise gefragt – klassische Kompetenzen eines Interim Experte Schifffahrt.
Die Lage
Über Jahrzehnte war die Kreuzfahrt eine hochprofitable Branche. Die spezialisierten Werften konnten sich vor Aufträgen kaum retten. Eine Schiffbaufinanzierung galt als ausgesprochen sicher. Mit Corona kam die gesamte Kreuzfahrtindustrie in wenigen Tagen zum kompletten Stillstand. Den Werften brach das gesamte Geschäft weg und ihre Kunden, vormals „Cash Cows“, kamen selbst in Liquiditätsschwierigkeiten. Diese Entwicklungen brachten eine etablierte Werft im Top-End Markt in Liquiditätsschwierigkeiten. Zur Auslieferung eines noch nicht fertiggestellten Schiffes und dem damit verbundenen Cash-In bedurfte es weiterer Unterstützung durch den Bauzeitfinanzierer in deutlich zweistelliger Millionenhöhe. Da eine Insolvenz der Werft nicht auszuschließen war, stellte sich der Finanzierer die Frage, ob die Freigabe weiterer Mittel sinnvoll wäre.
Im Falle einer Insolvenz stellte das Asset „Kreuzfahrtschiff“ die Sicherheit der Finanzierung dar. Ein bereits vorab erstelltes Gutachten testierte dem Schiff eine absolute Alleinstellung im Markt. Vor diesem Hintergrund musste der Investor sicher sein, dass das Schiff auch in einem zusammengebrochenen Markt noch einen Wert darstellt und wie im Falle einer Insolvenz der Werft die Verwertung am günstigsten wäre.
Mehrere Alternativen, von einer Verschrottung bis zur Fertigstellung durch eine andere Werft und anschließende, befristete Vercharterung sollten durch einen Interim Experte Schifffahrt in Bezug auf Vorgehen, Terminierung, wirtschaftliche Folgen und Bandbreiten geprüft und bewertet werden.
Die Herausforderung für den Interim Experte Kreuzfahrtschiff – eine realistische Lageeinschätzung
Um eine solche anspruchsvolle Aufgabenstellung unter dem gegebenen Zeitdruck zu bewerkstelligen reicht es nicht, wie bereits vorab erfolgt, einen möglichen Verkaufserlös zu pre-Corona-Zeiten über ein Vergleichsschiff zu ermitteln. Folgende Aspekte wurden durch den Interim Experte Schifffahrt in die Bewertung einbezogen und miteinander verknüpft:
- Der Schrottwert bzw. die Fertigstellungskosten
- Vorgehen und Kosten einer Vermarktung
- Der Bedarf im B2C Markt dieses vermeintlich einmaligen Schiffes
- Der daraus resultierende, realistische Verkaufspreis
- Die Einschätzung des potenziellen Käufermarktes
Die Ermittlung des Schrottwertes gestaltete sich relativ einfach. Da aber die Werft nicht alle Informationen zu Fertigstellungsgrad, offenen Rechnungen und Abgrenzungen vollständig oder in sich nicht konsistent zur Verfügung stellte, erforderte die Abschätzung der Fertigstellungskosten tiefgehendes Experten-Know-how. Diesbezüglich waren die Erfahrungen des Interim Experte Schifffahrt aus anderen maritimen Projekten in den Bereichen Fertigung und Sanierung Gold bzw. Geld wert.
Ohne die praktischen Erfahrungen des Interim Experte Schifffahrt wäre es nicht möglich die Kosten und Zeiträume einer Vermarktung zu ermitteln.
Aus der Summe der o.g. Bewertungen konnten die Kosten bis zu einem möglichen Verkauf ermittelt werden. Zur Risikoermittlung für den Finanzier war es jedoch notwendig diesen Kosten einen möglichen Verkaufserlös gegenüberzustellen.
Die fachkundige Analyse zeigte, dass das Schiff keineswegs so einmalig war, wie vorher angenommen. Es gab bereits verschiedene Anbieter mit ähnlichen Produkten und mehrere Schiffe im Bau, die in dieses Kundensegment passten. Für den Finanzierer hatte dies Vor- und Nachteile: Einerseits gab es offensichtlich einen guten Markt für den Schiffstyp, andererseits auch viel Konkurrenz im Markt. Dies wurde durch entsprechende Bandbreiten in der Bewertung abgebildet.
In Verbindung mit einer detaillierten Betriebskostenkalkulation, basierend auf den langjährigen Erfahrungen aus Mandaten sowie der beruflichen Laufbahn des Interim Experten, ließ sich so eine aus Käufersicht wirtschaftlich sinnvolle Kaufpreisspanne ermitteln. Betriebswirtschaftlich sinnvoll bedeutet aber noch nicht, dass ein interessierter Käufer einen Kauf in deutlich dreistelliger Millionenhöhe auch finanzieren kann. Die Mehrheit der potenziellen Käufergruppen hatte dank Corona und dem damit verbundenen Stillstand der Kreuzfahrtindustrie über mehr als 12 Monate massive Liquiditätsprobleme. Entsprechend wurde ein Charter-Modell entwickelt, dass die Cash-Situation eines Käufers bei Bedarf entlastet, ohne dem Finanzierer weitere Risiken aufzuerlegen.
Das Ergebnis
Eine Verschrottung erwies sich sehr früh als so nachteilig für den Finanzierer, dass sie verworfen wurde.
Aus den drei weiteren, scheinbar nebeneinanderstehenden Alternativen, wurden ein für den Finanzierer sehr sinnvolles, sequenzielles Vorgehen und eine Vermarktungsstrategie abgeleitet, die die Erfolgsaussichten erheblich erhöhten und mit großer Sicherheit ein für den Finanzierer sehr positives Ergebnis erzielen würden.
Fazit
Der fachkundige Einsatz eines Interim Experte Werft und Schifffahrt gab dem Kunden schnell und zeitgerecht die notwendige, sichere Basis für weitreichende Finanzentscheidungen. Die Handlungsempfehlungen zum strategischen Vorgehen im Insolvenzfall stellten die Basis zum Vorgehen im Worst Case dar.
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am 17.06.2021.
Unsere Inhouse Marketresearchabteilung präsentiert spannende Fakten zur Kreuzfahrtbranche!
Das war ein klasse Projekt:
– ausgesprochen zielorientiert
– immer pragmatisch
– erstklassige Kooperation aller Partner
… und der Kunde war sehr zufrieden!
Vielen Dank auch an Hanse Interim für die gute Zusammenarbeit.