HANSE Interim recherchiert: Maschinen- und Anlagenbau – Neue Herausforderungen nach starken Jahren
Mit über 1 Million Erwerbstätigen ist der Maschinen- und Anlagenbau einer der größten industriellen Arbeitgeber Deutschlands und gilt aufgrund seiner Innovationskraft als eine der Schlüsselindustrien Deutschlands. Die rund 6.500 größtenteils mittelständischen Maschinenbauer zählen zu den forschungsstärksten Industrieunternehmen und sind einer der Innovationsmotoren der hiesigen Wirtschaft. Der Umsatzanteil, den die Branche mit Marktneuheiten erzielte, ist mit 6,3 % fast doppelt so hoch wie in der übrigen deutschen Wirtschaft, welcher im Jahr 2017 bei lediglich 3,2 % lag.
Dabei ist Deutschland, nach China und den USA, der drittgrößte Maschinenproduzent der Welt. Die deutschen Unternehmen genießen international einen exzellenten Ruf, der Exportanteil liegt im Mittel bei über 76 % und stieg im Rekordexportjahr 2019 sogar auf fast 80 % an. Die meisten Exporte gehen nach Ländergruppen betrachtet nach Europa, gefolgt von Asien und Nordamerika, während sich auf Einzelländerebene eine genau umgekehrte Reihenfolge ergibt. Größter Importeur deutscher Maschinen sind die USA, gefolgt von China, Frankreich, Italien und Großbritannien.
Generell waren die Jahre zwischen der Finanzkrise 2008/2009 und dem Ausbruch der Corona Pandemie 2020 von einer konstant guten Marktsituation geprägt. Der weltweite Umsatz der Branche wuchs von 2,18 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 2,67 Milliarden Euro in 2019, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 4 % entsprach und sich auch im Auslastungsniveau widerspiegelte, welches zeitweise bei über 90 % lag. Durch kontinuierliche Prozessinnovationen war es außerdem gelungen die Stückkosten um ca. 3,3 % pro Jahr zu senken und damit dem steigenden Kostendruck entgegenzuwirken.
Es gibt jedoch nicht nur Erfolgsgeschichten zu erzählen, denn schon vor der Corona Pandemie musste sich der Maschinen- und Anlagenbau großen Herausforderungen stellen. Eine insgesamt schwächer werdende Weltkonjunktur, der Handelskrieg zwischen China und den USA, der Strukturwandel in der Automobilindustrie, der Fachkräftemangel sowie eine immer stärker werdende asiatische Konkurrenz erhöhte den Druck auf die Branche.
Der Ausbruch der Covid-19 Krise hat dann noch einmal ganz neue Herausforderungen mit sich gebracht. Karl Haeusgen, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), fasst dies so zusammen:
Hinzu kamen Reise- und Transportbeschränkungen sowie der Ausfall großer internationaler Industriemessen. All diese Effekte haben insgesamt zu einem deutlichen Auftragsrückgang und letztendlich auch zu einem Produktionsrückgang von 14% im Jahr 2020 geführt. Im Vergleich zu anderen Brachen ist der Maschinen- und Anlagenbau damit aber sogar noch relativ glimpflich durch die Corona Zeit gekommen, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Auftragsbücher bereits vor dem ersten Lockdown gut gefüllt waren und somit noch ein Auftragspolster für sechs bis acht Monate vorhanden war.
Mittlerweile ist die Stimmung in der Branche allerdings wieder deutlich optimistisch, wie eine im Juli 2021 veröffentlichte Umfrageauswertung unter Branchenentscheidern zeigt. Sieben von zehn Entscheidern blicken positiv auf die konjunkturelle Entwicklung der kommenden zwölf Monate und erwarten ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 9,4 % im Jahr 2021. Die Kapazitätsauslastung beträgt derzeit rd. 88% und liegt damit in etwa wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Auch werden der zunehmende Kostendruck und der sich ausweitende Fachkräftemangel mittlerweile wieder als größere Wachstumshemmnisse angesehen als die Folgen der Pandemie.
Außerdem kommt es in Teilen des Maschinenbaus zu einer immer stärkeren Differenzierung und Individualisierung der Produktpalette. Die alten Optimierungsansätze wie z. B. die Standardisierung oder die Nutzung von Skaleneffekten sind dabei nicht mehr ausreichend. Dieses komplexe Umfeld kann mit den althergebrachten Mitteln nicht mehr beherrscht werden. Man muss sich an dieser Stelle für neue Ansätze öffnen, die helfen, die neue Komplexität optimal zu managen. Und da das Geschäft mit Standardmaschinen global hart umkämpft ist, setzen die deutschen Unternehmen auf Industrie 4.0, „Losgröße 1“ und Digitalisierung.
Branchenexperten sind sich dabei weitestgehend einig. Es gilt nun die Fabriken nach Lean-Management-Methoden konsequent von der Produktorientierung hin zur Prozessorientierung umzugestalten. Und diese Prozesse müssen sinnvoll digitalisiert werden. Man muss versuchen die möglichen Produktvarianten virtuell abzubilden, um später eine automatisierte und kundenindividuelle Konfiguration des Produkts und der an der Herstellung beteiligten Prozesse zu ermöglichen. Denn nur wer die Abweichung vom Standard standardisiert, kann die „Losgröße 1“ zukünftig so effizient fertigen wie heute die Serie.
Deshalb übernimmt der Maschinenbau auch die Vorreiterrolle bei der fortschreitenden Digitalisierung der deutschen Wirtschaft. Denn vor allem die konsequente Umsetzung und Anwendung neuer Technologien wie Robotics, Data Analytics, Blockchain und künstlicher Intelligenz werden dazu beitragen, dass die Branche mittel- bis langfristig weiterhin Produktivitätsgewinne einfahren kann und ihre gute Position auf dem Weltmarkt stärken und ausbauen wird.
Wie sehen Sie diesen Wandel? Welche Herausforderungen sehen Sie dabei für Ihr Unternehmen? Interim Manager und Interim Experten sind in diesem Change-Umfeld aktuell nach unserer Wahrnehmung ein gut genutztes Instrument für das Transformationsmanagement.
Diskutieren Sie mit uns zum Thema – Ihre Kommentare nehmen wir unten gern entgegen!
Ihr HANSE Interim-Team
Andreas Lau und Christian Heuermann
Geschäftsführung
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23.09.2021
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(Quellen: HMC Researchabteilung, PWC, VDMA, ZWE, Impuls Stiftung, Springer Professional)