Der deutsche Buchmarkt

HANSE Interim recherchiert: Der deutsche Buchmarkt – Bestseller oder Staubfänger?

Wir leben in einer Aufmerksamkeitsökonomie, die Anzahl der Informationen, die täglich auf uns einprasseln, nehmen stetig zu und auch die Kanäle auf denen dies geschieht werden ständig mehr. Immer mehr Menschen empfinden den modernen Lebensalltag als stressreich. Die immer kürzer getaktete Welt zwingt zum Multitasking und schwächt die Fähigkeit sich auf eine Sache einzulassen. Angesichts dessen entwickeln eine tiefe Sehnsucht nach Entschleunigung, Selbstbestimmung und Erfüllung. Das Lesen von Büchern wird dabei als Ruhepol und als Zeit für sich wahrgenommen. Es ist ein emotionales Erlebnis, welches den Horizont erweitert und das Versprechen von Ordnung und Orientierung mit sich bringt.
Auch der deutsche Buchmarkt selbst erwies sich in den letzten Jahren als recht stabil und konnte, allen Digitalisierungstendenzen zum Trotz, im Jahr 2019 sogar ein Umsatzwachstum von mehr als 3 % verzeichnen. So wurde ein Gesamtumsatz von rund 7,6 Milliarden Euro mit dem Vertrieb von Büchern, Hörbüchern und E-Books erzielt. Damit ist der Buchmarkt nach wie vor der größte Einzelmarkt im deutschen Informations- und Unterhaltungsbereich. Zum Vergleich: Der deutsche Fernsehmarkt setzte 2019 5,8 Milliarden Euro um, der Musikmarkt 4,7 Milliarden Euro und Videospiele und E-Sports kamen auf 4,5 Milliarden Euro. Weltweit liegt der deutsche Buchmarkt damit auf Platz 4, hinter den USA, China und Japan.

Allerdings lohnt es sich ein wenig genauer hinzusehen…

… denn auch die Buchbranche ist deutlichen Veränderungen unterworfen und die Segmente „Consumer“ (Privatpersonen zum persönlichen Gebrauch) und „Professional“ (Fachbücher zur beruflichen Nutzung) entwickelten sich unlängst gegenläufig. Denn während die Corona Krise im Jahr 2020 im Consumer-Bereich zu einem Umsatzwachstum von rund 4 % auf fast 4,8 Milliarden Euro geführt hat, musste der Professional-Bereich einen Umsatzrückgang von fast 5 % auf nur noch 2,9 Milliarden Euro hinnehmen. Trotz zeitweise geschlossener physischer Verkaufsstellen haben viele Leser während des Lockdowns deutlich mehr gelesen als sonst. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anzahl der Buchkäufer in Deutschland in den letzten Jahren fast stetig gesunken ist und die steigenden Umsätze im Wesentlichen auf höhere Ausgaben pro Buch zurückzuführen sind. 

Doch der Rückgang der Anzahl an Lesern ist nur ein Merkmal im fortschreitenden Wandel des Buchmarktes. Zum einen verschieben sich die Vertriebswege auch hier immer weiter weg vom klassischen Einzelhandel hin zum Online-Shopping und zum anderen verdrängen E-Books immer mehr das gedruckte Buch. So ist der Anteil an E-Books an den Gesamtumsätzen der Branche von knapp 10 % im Jahr 2015 auf mittlerweile 15 % gestiegen und man geht davon aus, dass sich dieser Wert bis Ende 2024 auf fast 20 % steigern wird. Allerdings halten deutsche Leser im Vergleich zu anderen Ländern dem gedruckten Buch verstärkt die Treue. Vor allem Privatleute, die in ihrer Freizeit lesen, greifen offensichtlich lieber zum gedruckten Exemplar und ziehen somit das haptische Erlebnis eines gedruckten Buches der Portabilität des E-Readers vor. In Deutschland werden nur rund 5 % der Consumer Books als E-Book verkauft, während es weltweit fast 20 % sind. So sind es vor allem Professionals, die E-Books in ihrem beruflichen Alltag nutzen. Bei ihnen machen die elektronischen Medien bereits heute ein Viertel des Umsatzes aus und dieser Anteil wird sich bis zum Jahr 2024 voraussichtlich auf 37 % erhöhen.

Im Hinblick auf die Vertriebsformen hat die Corona Pandemie dem Vormarsch des Online-Handels weiteren Vorschub geleistet. Zwar werden immer noch mehr als die Hälfte der Bücher (2020: 53 %) im stationären Handel gekauft, der Online- und Versandhandel hat jedoch innerhalb eines Jahres um 4 % zugenommen und generiert damit nun mehr als ein Viertel der Gesamterlöse. Damit hat der Online-Handel auch den Direktvertrieb der Verlage überholt, der im Jahr 2020 ebenfalls leicht zulegen konnte und nun in etwa 22 % der Umsätze auf sich vereinnahmen kann. Der Trend weg vom stationären Handel, hin zum Onlinehandel und Direktvertrieb der Verlage wird sich durch den zunehmenden E-Book Absatz auch weiterhin beschleunigen.

Fazit

Hinsichtlich der Warengruppen sind neben der Belletristik, Kinder- und Jugendbücher am erfolgreichsten. Aber auch Reiseliteratur sowie Ratgeber werden weiterhin stark nachgefragt. Besonders Sachbücher sind derzeit erfolgreich, denn sie bieten Orientierung und verlässliche Informationen, die in Zeiten des immer schnelleren Wandels helfen können, die gesellschaftlichen Entwicklungen besser einzuordnen und zu verstehen.

Jedoch wird mittel- bis langfristig vor allem für den Consumer-Bereich mit leichten Rückgängen gerechnet. Denn das Buch steht im Wettbewerb mit digitalen Medien und anderen Formen der Freizeitgestaltung – mit dem Ergebnis, dass bereits ein schleichender Rückgang des Bücherlesens erkennbar ist. Die einstige Stellung von Büchern haben nun oftmals Serien (bei Streamingdiensten) übernommen. Häufig werden viele Episoden oder gar Staffeln über Stunden hintereinander geschaut, wodurch diese Serien die Zeit für sich vereinnahmen, die man früher mit dem Schmökern in Büchern verbracht hat.

Wie ist es bei Ihnen, sind Sie eine analoge Leseratte oder bevorzugen Sie den E-Reader?
Oder haben Sie gar das Gefühl, dass Ihnen Zeit und Muße für ein gutes Buch oftmals gänzlich fehlen?

Wir freuen uns auf Ihre Diskussionsbeiträge!

Unser nächster Blogbeitrag…

… erscheint in zwei Wochen, am

21.10.2021!

Diesmal mit einem aktuellen Thema
„Beratungspraxis Unternehmenssteuern – Optionsmodell für Personengesellschaften“
Wir freuen uns auf Sie!

Ihr HANSE Interim-Team
Andreas Lau und Christian Heuermann
Geschäftsführung

Quellen: HMC Researchabteilung, PWC, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Statista