Entwicklung des Einzelhandels – HANSE Interim recherchiert: Die Bedeutung des E-Commerce

Die Situation

Es ist kein Geheimnis: Die Entwicklung des Einzelhandels ist getrieben durch den Onlinehandel alias E-Commerce. 

Der Umsatz im deutschen Onlinehandel betrug 2019 etwa 59,2 Mrd. EUR, was einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von +11 % entspricht. 2020 wurde laut dem Handelsverband Deutschland noch einmal mit einem Umsatzwachstum von 14,7 % im Vergleich zum Vorjahr gerechnet – und dann breitete sich COVID-19 aus und gab dem Onlinehandel zusätzlichen Auftrieb.

Welche Entwicklungen des  Einzelhandels sind zu beobachten?

2023 wird, Prognosen zufolge, bei einem jährlichen Umsatzwachstum von 8,1 % ein Marktvolumen des Onlinehandels von 89,5 Mrd. Euro erreicht. Die Zahlen machen deutlich, dass der „Handel der Zukunft“ weiter rasant wächst und dem stationären Handel damit allmählich den Rang abläuft. Einzelhändler hatten bereits vor Anbruch der Coronakrise mit der steigenden Konkurrenz des Onlinehandels zu kämpfen, die auf die Veränderung des Konsumentenverhaltens zurückzuführen ist. Mehr Online-Käufe statt stationärem Shopping lautete die Devise für viele deutsche Konsumenten, denn mittlerweile gibt es online fast nichts, was es nicht gibt: der  Onlinehandel umfasst ein breites Feld von Warengruppen. Königssegment ist hierbei der Bereich Elektronik & Medien, dicht gefolgt vom Segment „Fashion“, welches in 2019 mit einem Umsatzanteil von 24,7 % zu den größten Produktgruppen zählte.

Vorreiter sind sogenannte Internet-Pure-Player mit Basis im Internet, wie beispielsweise Zalando oder Amazon – laut Prognose werden diese insbesondere im Segment „Fashion“ deutlich an Bedeutung gewinnen und im Jahr 2025 den höchsten Marktanteil erzielen. Doch auch der stationäre Handel ist sich dessen bewusst und reagiert schon lange auf den digitalen Wandel. Cross-Channel-Marketing ist hierbei auch in dieser Branche das Zauberwort. Stationäre Geschäfte werden digital ausgebaut – Händler wie P&C, C&A, Breuninger und Co. machen es vor. Das Resultat ist der Vertrieb der Produkte über verschiedenste Wege – stationär, online oder über eine sich daraus ergebende Mischform „Click and Collect“, welches die Online-Bestellung (Click) und die Abholung durch den Konsumenten in einem stationären Einzelhandelsgeschäft beschreibt (Collect). 

In Corona-Zeiten, die gezwungenermaßen leere Einkaufsstraßen und vorübergehende geschlossene Geschäfte bedeuteten, blieb für viele Geschäfte des Einzelhandels nur noch der Vertrieb über den Onlinehandel. Während die Zwangspause für die stationären Geschäfte hohe Umsatzeinbußen mit sich brachte, verzeichnet der Internet-Pure-Player Amazon einen Umsatzboom. Der Umsatz von Amazon stieg im ersten Quartal 2020 um 26,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf mehr als 75 Milliarden Dollar – so stark wie seit Mitte 2018 nicht mehr. Elektronik für die Home-Office-Ausstattung und das parallel stattfindende Ostergeschäft bedeuteten für den Online-Anbieter keine Umsatzprobleme, sondern aufgrund der hohen Nachfrage eher Lieferengpässe. Amazon bediente all jene, die durch das Corona-Virus Zuhause gestrandet waren.

Die Schlussfolgerung 

Die Frage ist also: Wie geht die Entwicklung des Einzelhandels weiter?

Fakt ist: saisonale Effekte und exogene Einflussfaktoren, wie die in diesem Jahr die ganze Welt beherrschende Corona-Pandemie, verdeutlichen die Stärke des Onlinehandels. Denn diese Umsätze bleiben denen verwehrt, die sich gegen die zunehmende Digitalisierung der Absatzkanäle sträuben. Zwar sind die Folgen der Coronakrise auch im Onlinehandel spürbar, bedingt durch Kurzarbeit, drohende Arbeitslosigkeit und dem damit einhergehenden sinkenden Konsumverhalten der Deutschen; trotzdem gilt: wer weiter im Rennen bleiben will, muss sein Geschäftsmodell an die Kundenbedürfnisse (und die äußeren Einwirkungen) anpassen.

Zwar wird der stationäre Handel weiterhin Bestand haben, da er dem Konsumenten ein Event beim Einkaufen bietet und für viele eine Alternative zu anderen Freizeitaktivitäten darstellt, jedoch ist der Onlinehandel, auch infolge von COVID-19, ein unabdingbarer Bestandteil des Vertriebs geworden. Während die Innenstädte und der stationäre Handel von vielen Menschen und physischen Einkäufen leben, hat der Onlinehandel genau dies als Vorteil – keine hohe Menschendichte inklusive Ansteckungsgefahr, keine hohen Innenstadtmieten – häufig in Verbindung mit unflexiblen Vermietern, kein Wegbrechen von vermeintlichen Frequenzbringern für Laufkundschaft wie Kaufhäuser.
Was daraus resultiert? Hohe erwartbare Leerstände in klassischen Ladengeschäften und Büroflächen und damit weniger Menschen in der Innenstadt. Viele Einzelhandelsgeschäfte bekommen nun ihren bisher guten Standort unmittelbar neben Bürogebäuden zu spüren, denn die geänderten (Arbeits-)Strukturen inkl. Home-Office bedeuten auch weniger „kurze Shoppingtouren“.

Coronabedingte Veränderungen in Konsumentenverhalten und -kaufkraft bedrohen viele stationäre und häufig inhabergeführte Einzelhändler und damit das mittelständische Rückgrat des deutschen Handels so massiv, dass der HDE mit einer Insolvenzwelle von 50.000 Schließungen rechnet.  
Jüngst forderte der HDE daher ein staatliches Unterstützungsprogramm in Form eines Innenstadtfonds in Höhe von 500 Mio. EUR zur Stärkung der Innenstadtlagen und die (positive) Entwicklung des stationären Einzelhandels. Es bleibt abzuwarten, wie die Regierung diese Forderung im beginnenden Wahlkampf aufnimmt.

Notwendig sind für den stationären Handel nun, durch diese plötzliche Wendung, neue Konzepte und Modellentwicklungen, um die rasante Beschleunigung und die damit einhergehende Crux der klassischen Ladengeschäfte zu überwinden – oder übernehmen Internet-Pure-Player mit eigenen stationären Digitalshops auch noch die Innenstädte?

Welche Maßnahmen und Konzepte können Sie sich zur Entwicklung des Einzelhandels  vorstellen?

Wir freuen uns auf Ihre Diskussionsbeiträge!

Wann lesen wir uns wieder?

Freuen Sie sich auf unseren nächsten Blogbeitrag

am Donnerstag, den 20.08.2020,

in dem wir Ihnen ein spannendes HANSE Interim Praxisprojekt zum Thema Personalabbau im Großhandel vorstellen werden.

Wir freuen uns auf Sie!

Ihr HANSE Interim-Team
Andreas Lau und Christian Heuermann
Geschäftsführung

Quellen: HMC Researchabteilung, destatis, GfK, Handelsblatt, HDE, statista