CRO Worst-Case

Projektstory – Mit CRO auf den Worst-Case vorbereiten

Ein CRO im Unternehmen der Gebäudetechnik – wenn sich während der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen abzeichnet, dass sämtliche Anstrengungen nicht reichen, sollte der nächste Schritt bereits vorgedacht und vorbereitet sein. Ein erfahrener CRO hat das im Blick.

Die Lage

Ein alteingesessenes in dritter Generation familiengeführtes Unternehmen im Bereich der Gebäudetechnik geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Mit größeren Projekten und langen Projektlaufzeiten wurde im Bereich komplexer technischer Gebäudeausrüstungen eine Gesamtleistung von rund 35 Mio. EUR p.a. erwirtschaftet.

Dem ehemals sehr profitablen Unternehmen gelang es im Zuge des Generationenwechsels und einer Wachstumsphase nicht, die Prozesse und Strukturen den gestiegenen Anforderungen entsprechend weiterzuentwickeln. Zudem war der „Senior“ allgegenwärtig, was sich mit zunehmenden wirtschaftlichen Problemen noch verstärkte. Der Organisation fehlte es an einer mit Kompetenzen ausgestatteten zweiten Führungsebene sowie an fehlender Transparenz und Strategie in der Akquisition neuer Projekte und deren Umsetzung.

Aufgrund der eingetretenen Verlustsituation sowie Liquiditätsengpässen beauftragten die Hausbanken die Erstellung eines Sanierungsgutachtens entsprechend den BGH-Anforderungen.

Parallel zur Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes, womit unsere Schwestergesellschaft HANSE Management Consulting beauftragt wurde, sollten Verbesserungsmaßnahmen unmittelbar umgesetzt werden, mit einem ersten Fokus auf der Sicherstellung der Liquidität.

Als CRO (Chief Restructuring Officer) setzte HANSE Interim Christian Heuermann ein.

Die Herausforderung

Das Consulting Team stellte die Durchfinanzierung (Fortführungsfähigkeit) sowie die Wettbewerbsfähigkeit (Sanierungsfähigkeit) in einem Prognosezeitraum von 24 Monaten sicher und definierte geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation.

Der CRO schaffte zunächst Transparenz bei Liquidität und laufenden Projekten.

Nicht unüblich bei vergleichsweise patriarchalisch geführten Unternehmen, waren Informationen nur schwer verfügbar und Buchhaltung sowie Kostenrechnung werden eher als notwendiges Übel denn als Entscheidungshilfe gesehen. In diesem konkreten Fall wurde zudem Bauleistung mit Umsatz gleichgesetzt und Abschlagsrechnungen gemäß Projektfortschritt verumsatzt.

Eine Bewertung der angearbeiteten, halbfertigen Projekte gab es nicht.

Die Realisierung von Abschlagszahlungen in den Projekten lief gut, sodass ein Großteil der Auftragswerte bereits vor Ende der Projekte realisiert werden konnte. Da das Unternehmen aus einer Phase geringerer Auftragsbestände kam, fehlten nunmehr aber die Abschlags- und Schlusszahlungen, um die neuen Projekte vorfinanzieren zu können.

In seiner Rolle als CRO baute Christian Heuermann zunächst hands-on eine rollierende 13-Wochen Liquiditätsplanung auf. Für den notwendigen Detaillierungsgrad wurde dafür für wesentliche Projekte ab 500 TEUR Auftragswert ein Einzelplanungsformat mit den Fachabteilungen erarbeitet, um die erwarteten Cash-flows im Planungszeitraum aufzeigen zu können. So ergab sich schnell ein belastbares Bild der Liquiditätsentwicklung. Mit zwei Hauptlieferanten wurde aufgrund eines sich abzeichnenden Liquiditätsengpasses ein Zahlungsplan zur Begleichung von Verbindlichkeiten verhandelt und die Gesellschafter brachten frische (Nachrang-) Darlehen ein.

Auf dieser Basis konnte durch CRO und Berater auch das nötige Vertrauen in Richtung der Finanzierer aufgebaut werden und bei unterschiedlichsten Interessenlagen ein Stand-still bis zur Fertigstellung des gutachterlichen Sanierungskonzeptes erwirkt werden.

In dem gewonnenen Zeitfenster baute der CRO eine mitlaufende Projektkalkulation auf, die auch zur monatlichen Bewertung der laufenden Projekte Verwendung fand und so Ergebnisprognosen ermöglichte.

Mit dem Aufbau eines Managementteams und Ausstattung der Führungsebene mit Kompetenzen und Entscheidungsmöglichkeiten sowie der Definition und dem Nachhalten von Prozessen u. a. in den Phasen Projektangebot und -übergabe wurde Vertrauen und Commitment bei Mitarbeitern und nachhaltige Transparenz geschaffen.

Das Ergebnis

Die Veränderungen in der Organisation und den Prozessen führten zu einer deutlichen Steigerung der Motivation in allen Bereichen des Unternehmens und einer Emanzipation vom Senior-Chef. Mit Schaffung der Steuerungstools konnte auch eine strategische Geschäftsführung geschaffen werden.

Was nicht gelang, war die Vermeidung von Risiken aus dem hohen Projektauftragsbestand. Diese führten zu weiteren, nicht geplanten Verlusten und damit zum Verlassen des Sanierungspfades.

Zu diesem Zeitpunkt konnten die bereits aufgenommenen Gespräche mit Investoren intensiviert und sehr schnell konkretisiert werden. Aufgrund absehbarer weiterer Verlustrisiken wurde seitens des Unternehmers parallel eine auf Insolvenzrecht spezialisierte Anwaltskanzlei einbezogen, um mit CRO und Beratern ein Insolvenzszenario in Eigenverwaltung (§ 270a InsO) vorzudenken. Das Konzept der Eigenverwaltung mit übertragener Sanierung i. R. eines Asset Deals mit Betriebsübergang wurde auch von den Finanzierern getragen. So konnte Kunden und Mitarbeitern eine gute Perspektive gegeben und ein noch höherer Schaden von Gläubigern und Gesellschaftern abgewendet werden.

Fazit

Auch wenn die operative Sanierung optimal voranschreitet, muss ein CRO für den Worst-Case vorbereitet sein und Handlungsoptionen durchdacht und ggf. angestoßen haben. Ein erfahrender CRO kann das.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre HANSE Interim Geschäftsführung
Andreas Lau und Christian Heuermann

2 Kommentare zu „Projektstory – Mit CRO auf den Worst-Case vorbereiten“

  1. Ein interessanter Bericht, der die klassischen Problem in der TGA wiedergibt
    – Nicht Ausreichendes Controlling
    – Festhalten an alten Strukturen, die ja schon seit Jahren funktionieren (Wechsel der Führung)
    – Fehlende Liquidität größere Projekte vorzufinanzieren. Viele Firmen scheitern, weil Sie Projekte annehmen, die sie nicht stemmen können. Eine saubere Liquiditätsplanung in dem auch die Vorfinanzierungen berücksichtigt sind, ist notwendig.

    Vielen Dank

    1

Die Kommentare sind geschlossen.