Research Musikinstrumente

Musikinstrumentenbau in Deutschland zeigt sich leicht verstimmt


HANSE Interim Team Research: Der deutsche Musikinstrumentenbau zeigt sich leicht verstimmt. Von welchen Herausforderungen die Branche aktuell geprägt ist und welche Erfolgsfaktoren zukünftig entscheidend sein können, hat das HANSE Interim Team Research für Sie analysiert.

Der Bau von Musikinstrumenten hat eine lange Tradition in Deutschland und zahlreiche Unternehmen der Branche blicken auf eine langjährige Geschichte zurück. Diese Erfahrung hilft den Unternehmen dabei, in einer von Konkurrenzkampf und Globalisierung geprägten Branche erfolgreich zu agieren. Im Rahmen eines Restrukturierungsprojektes eines Mandanten der HANSE Gruppe für ein Unternehmen mit dem Schwerpunkt auf Musikinstrumente, hat HANSE Interim die zentralen Marktentwicklungen analysiert und die zukünftig entscheidenden Trends der Branche betrachtet.

Die deutschen Hersteller von Musikinstrumenten konnten sich von der Coronakrise gut erholen und dabei insbesondere auf eine hohe ausländische Nachfrage bauen. Jedoch dürfte sich 2023 das Konsumklima weiter verschlechtern, was sich negativ auf die inländische Nachfrage nach Instrumenten auswirkt.

Marktübersicht

Im Zuge der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie verzeichnete die Branche im Jahr 2020 einen deutlichen Umsatzrückgang von ca. 7 %.

Konzerte, Veranstaltungen und entsprechende Proben mussten abgesagt werden und trafen die Künstler- und Musikbranche stark. Durch die Lockerungen konnte jedoch schon im Jahr 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreicht werden.

Allerdings führte die Coronakrise sowie der Ausbruch des Ukraine-Kriegs zu starken Turbulenzen auf verschiedenen Rohstoffmärkten, wie zum Beispiel auch auf dem Holzmarkt.

Der sich seit 2021 stark erhöhende Erzeugerpreis für Holz steigert die Materialkosten für die Herstellung von Holzinstrumenten und wirkt sich negativ auf die Gewinnmarge der Branchenakteure aus.

Umsatzentwicklung im deutschen Musikinstrumentenbau (in Mrd. EUR)

Umsatzentwicklung im deutschen Musikinstrumentenbau

In den kommenden fünf Jahren soll die Branche laut Prognosen des Marktforschungsunternehmen IBISWorld eine leichte Wachstumsphase erleben. Der Umsatz wird voraussichtlich um 1,1 % pro Jahr auf 563 Millionen Euro im Jahr 2027 ansteigen. Die einheimischen Musikinstrumentenbauer dürften aufgrund ihrer Strategie, hochwertige Instrumente zu produzieren, weiterhin ein Umsatzwachstum generieren können.

Jedoch ist im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung zu erwarten, dass soziale Medien, digitale Spiele und weitere alternative Methoden der Freizeitgestaltung in den nächsten fünf Jahren weiter an Beliebtheit gewinnen werden, was die Nachfrage nach Musikinstrumenten dämpfen dürfte. Daneben ist durch die anhaltende Zunahme von günstigen Importen aus China mit einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs zu rechnen. Im Jahr 2022 stammt beinahe ein Drittel aller Importe aus China. Die drei asiatischen Länder China, Indonesien und Japan kommen zusammen auf einen Anteil von 57 % aller Branchenimporte. Dabei besteht durch die asiatischen Produzenten nicht nur Konkurrenz im Bereich der günstigen Musikinstrumente. Zahlreiche japanische Unternehmen fertigen hochklassige Instrumente von enormer Qualität.

Konkurrenzsituation Musikinstrumentenbau

Um auf diese Konkurrenz zu reagieren, entwickelten die einheimischen Unternehmen zwei unterschiedliche Strategien. Die erste Gegenmaßnahme bestand darin, sich hauptsächlich auf die Produktion hochklassiger Produkte und Instrumente zu konzentrieren. Durch eine besondere Betonung auf die hohe Qualität und die Handfertigung ihrer Instrumente konnten sich die einheimischen Akteure gegenüber der Konkurrenz aus Asien behaupten. Eine weitere Strategie zur Abgrenzung bieten Joint Ventures mit unterschiedlichen asiatischen Unternehmen. Dadurch konnten die einheimischen Akteure von den günstigen Arbeitskräften profitieren.

Einfluss der Digitalisierung auf Musikindustrie

Die Digitalisierung der Gesellschaft und der Bevölkerung übt auch einen Einfluss auf die Musikindustrie aus. Während die Verleger von Musiktiteln diese Entwicklung durch den Aufstieg der Streaming-Portale bereits erleben, vollzieht sich der Umbruch in der Branche des Baus von Musikinstrumenten wesentlich langsamer. Allerdings haben bereits viele Branchenakteure intensiv in die Entwicklung neuer Produkte investiert. Digitale Instrumente sind dabei das Hauptaugenmerk der Branche.

Die Beliebtheit digitaler Instrumente stieg bei Musikern und in der Bevölkerung in den letzten Jahren stark an. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die zunehmende Beliebtheit von DJs, die vor allem auf solche Instrumente setzen. Das sorgt für eine steigende Nachfrage und eine breite Akzeptanz digitaler Instrumente.

Trotz der fortschreitenden Digitalisierung erfreut sich das Spielen von klassischen Musikinstrumenten in Deutschland großer Beliebtheit. Nach Erhebungen des Deutschen Musikrates spielen in Deutschland mindestens 14,3 Millionen Menschen in ihrer Freizeit ein Instrument oder singen in einem Chor. Das Deutsche Musikinformationszentrum geht davon aus, dass 12,1 Millionen Menschen in Deutschland ein Musikinstrument spielen. Davon sind rund 3,6 Millionen Menschen in verschiedenen Laienmusikverbänden aktiv. Betrachtet man die Aufteilung nach Altersgruppen, zeigt sich, dass der Großteil der mehrmals die Woche musizierenden Bevölkerung zwischen 14 und 19 Jahre alt ist.

Fazit

Trotz der stabilen Kundenbasis wird jedoch zukünftig im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und damit der wandelnden Verbraucherpräferenzen ein rückläufige Popularität des Musizierens mit klassischen Instrumenten erwartet. Infolge des damit verbundenen Rückgangs der Nachfrage nach Musikinstrumenten dürfte der Branchenumsatz in den kommenden fünf Jahren nur leicht ansteigen und im Wesentlichen aus einem inflationsbedingten höheren Preisniveau resultieren.

Zudem soll sich durch die Verschärfung des Preiswettbewerbs durch asiatische Hersteller auch der Rückgang der Zahl der Hersteller in Deutschland fortsetzen.

Der deutsche Musikinstrumentenbau steckt also mitten im Wandel und steht vor der großen Herausforderung einerseits den Weg für die digitale Zukunft zu ebnen, allerdings aber die eigenen Stärken wie Handwerkskunst und Tradition nicht aus den Augen zu verlieren.

Welche Entwicklungen sehen Sie zukünftig in diesem Markt?

Mit herzlichen Grüßen 
Ihre HANSE Interim-Geschäftsführung
Andreas Lau und Christian Heuermann