Interim Management – wie wirkt sich die Corona-Krise aus?

Die Lage


Die Corona-Pandemie ist (Stand heute) zumindest in Deutschland – rein auf die Gesundheit bezogen – einigermaßen unter Kontrolle. Wie aber sieht es mit der Zukunft des Interim Management nach Corona aus?

Fakt ist: Viele Unternehmen mussten Entlassungen vornehmen, Kurzarbeitergeld wurde beantragt, KfW-Hilfen in Höhe von über 40 Mrd. EUR wurden bei mehr als 43.000 Anträgen angefragt, weitere Anträge werden folgen.

Aktuelle Interim Management Projekte wurden zum Teil gestoppt, in der Mehrzahl aber nur „on hold“ gesetzt. Neue Projekte kamen mit Beginn der Corona-Krise quasi zu einer Vollbremsung. Die Umsatzeinbußen sind dabei mehrheitlich den Branchen Automotive, Maschinen- und Anlagenbau sowie Metall & Elektro, aber auch zu 30 % anderen Bereichen der Produktion zuzuordnen.

Eine komplette Erholung in diesem Jahr erscheint unwahrscheinlich. Auf der einen Seite erwarten wir also eine rückläufige Entwicklung von rund 25 % zum Vorjahr in der Branche.

Auf der anderen Seite könnte man erwarten, dass vermehrt Bedarf an Restrukturierungsexperten entsteht, wo doch Insolvenzexperten eine Zunahme der Insolvenzen auf rund 30.000 Fälle (2019: ca. 19.400) in 2020 sehen.

Was stimmt? Wohin geht die Reise? Wie ist die Zukunft des Interim Managements nach Corona?

Ausblick für das Interim Management nach der Corona Krise

Wir fragen uns, wie geht es weiter mit der Wirtschaft? Wie geht es mit dem Interim Management weiter? Und was bedeutet das für Interim Manager, Provider und Unternehmen? Wird es weiter Arbeit für Interim Manager geben und in welchen Funktionen?

Die einfachste und schnellst Antwort lautet: In Krisenzeiten werden Manager mit viel Erfahrung in Sanierung und Restrukturierung, mithin vor allem CROs gesucht und als Interim Manager beauftragt. Aber – sind diese am Markt verfügbar nach über 10 Jahren deutscher Hochkonjunktur oder werden sie, insbesondere wenn die Krise in 2021 anhält, schnell nicht mehr verfügbar sein, vielleicht sogar in die Festanstellung abgeworben?

Dennoch: Wir sind uns sicher, dass gerade jetzt langjähriges Know-how und Erfahrung in Krisenzeiten gefragt werden, um die Existenz vieler Unternehmen zu sichern. Also – ein guter Markt für CROs und GF mit Sanierungserfahrung.

Allerdings: Während des „Shutdowns“ wurden zunächst auch viele Projekte gestoppt, die sich nicht von selbst erledigen werden. Zudem mussten viele Unternehmen ihr Geschäftsmodell ad-hoc anpassen, Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, Kurzarbeitergeld beantragen und auf Onlinehandel umsteigen, Lieferketten stabilisieren.

Das bedeutet mit Sicherheit, dass im weiteren Verlauf und nach der Krise viele dieser kurzfristigen Veränderungen auf die langfristige Bedeutung für das bisherige Geschäftsmodell überprüft werden müssen und die entstandenen Prozesse, wo effizienter und sinnvoller, fest implementiert werden müssen.

Es wird also auch hieraus wieder ein Bedarf an Aufträgen für projektbezogenes Interim Management – im Bereich Geschäfts(modell)entwicklung, Changemanagement, Supply Chain Management, Onlinehandel, Staffing, Kurzarbeitergeldbearbeitung und vor allem für Digitalisierungsprojekte entstehen. Insbesondere Digitalisierungsprojekte werden einen kräftigen Schub bekommen.

Den Trend des Anstiegs an operativen Themen kann die Branche im Übrigen schon seit Ende 2019 gut beobachten.

Insgesamt blicken wir also zuversichtlich in eine spannende Zukunft nach der Corona Pandemie. Sie auch?

Eine der spannenden Fragen, denen wir noch indifferent gegenüberstehen, ist, in welchem Preisgefüge sich Angebot und Nachfrage im Interim Management zukünftig einigen werden. Auf der einen Seite erleben wir vermehrt Freimeldungen von Interim Managern und gestoppte oder verzögerte Projektverläufe und zumindest temporär flaue Nachfrage. Auf der anderen Seite erkennen wir die zukünftigen wertvollen Projektbedarfe. Aber welche Unternehmen werden sie sich nach der Krise zu welchem Budget leisten können?

Gern freuen wir uns auf Ihr Feedback zu diesen Impulsen in spannenden Zeiten! Wohin geht die Reise?

Am

11.06.20

erscheint unser Blog mit einem Praxisbericht des von HANSE Interim für den „Interim Manager des Jahres 2020“ nominierten Interim Managers Dietrich Wagner zum Thema Out- oder Insourcing des Finanzbereichs bei einem Maschinenbauer.

Wir freuen uns, wenn Sie wieder dabei sind!

Ihr HANSE-Interim Team
Andreas Lau und Christian Heuermann
(Geschäftsführung)

2 Gedanken zu „Interim Management – wie wirkt sich die Corona-Krise aus?“

  1. „Wie geht es weiter?“ die Kernfrage schlechthin!
    Sicherlich wird sich jede/jeder Interim Manager/in eingehend mit dieser Frage befassen und v.a. unternehmerische Maßnahmen einleiten, die das eigene Geschäftsmodell „Interim Management“ sichern.
    Eine Lösung oder Antwort für alle wird es sehr wahrscheinlich nicht geben. In Abhängigkeit von Branche, inhaltlichem Schwerpunkt, Managementlevel (u.a.) können wir mögliche Szenarien entwerfen. Immer mit Blick auf die große Variable – die Entwicklung der Pandemie in den nächsten Monaten.
    Für den „Healthcare“ Markt, auf den ich seit 20 Jahren speziealisiert bin, gibt es durchaus Grund zur Zuversicht. Die Medizintechnik ist ein weitgehend stabiler Markt, die Nachfrage befindet sich nicht zuletzt durch die demographische Entwicklung im Aufwärtstrend, Robotic und Digital Health sind nicht mehr aufzuhalten, letzteres gerade „beflügelt“ durch die Krise und die M&A Aktivitäten sind anhaltend. Hinzu kommt die gesellschaftliche Aufwertung der gesamten Branche in den letzten Monaten. Dewegen wage ich einen positven Ausblick für den Gesundheitsmarkt, und bin sehr zuversichtlich, dass sich dies auch entsprechend auf unsere „Zunft“ aufwirken wird.

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  2. Also mein Business (Entwicklung, Vertrieb, Business Development im Bereich Automobil-Elektronik) ist derzeit tot. Meine potentiellen Kunden, die Automobilhersteller und Zulieferer, stecken in einer tiefen Krise und erledigen ihre Aufträge nur noch mit eigenem Personal, bzw. bauen dieses sogar ab. Verzögerungen bei Projekten werden dabei wissentlich in Kauf genommen. Da meine Kunden eher größere Firmen und Konzerne sind (mit Betriebsrat), stellen diese aus strategischen Gründen auch keine externen Berater ein, obwohl es wirtschaftlich sinnvoll sein könnte.
    Mein Business Model werde ich wahrscheinlich anpassen: Ich setze mich zur Ruhe und verwalte meine Mietwohnungen und mein Aktiendepot.

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